In diesen Wochen erleben viele Zwei- und Dreijährige ihre ersten Tage im neuen Kindergarten, auch im Montessori Kinderhaus Mettmann. Die Zeit der Eingewöhnung ist für Eltern wie Kinder gleichermaßen von Unsicherheit begleitet. Wie begegnet man dieser Situation im Kinderhaus? Ein Interview mit dem Kinderhausleiter Philipp Dahlmann.
Machen sich Eltern zurecht so viel Gedanken über die Kindergarteneingewöhnung?
Philipp Dahlmann: Ich denke schon. Für die meisten Eltern ist es das erste Mal, dass sie ihr Kind einem Wildfremden anvertrauen. Und sie spüren, dass sie ihrem Kind etwas zumuten müssen. Das sind ganz nachvollziehbare Instinkte, es in dieser Zeit beschützen zu wollen.
Wie wichtig die Phase der Eingewöhnung ist, zeigen Studien über die weitere Entwicklung von Kindern. Eine gute und erfolgreiche Übergangsphase bei der Eingewöhnung hilft auch für spätere Übergangsphasen, sei es vom Kindergarten in die Schule oder später in die Ausbildung, das Studium oder den Beruf. Das Kind erwirbt diese Kompetenz nachweislich für sein Leben.
Wie ist im Kinderhaus die Eingewöhnungszeit organisiert?
Die Eingewöhnung ist bei uns in verschiedene Phasen eingeteilt – ähnlich dem Berliner Modell. In der ersten Phase begleitet die Bezugsperson das Kind in den Kindergarten. In der nächsten Phase zieht sich die Bezugsperson zurück, z.B. in die Garderobe, ist aber immer noch in der Nähe. Das Kind hat einen „sicheren Hafen“ und weiß: Sollte etwas passieren, ist Mama da. In dieser Phase bauen die Erzieher eine vertrauensvolle Bindung zum Kind auf, damit in der abschließenden Phase die Trennung für die Kindergartenzeit vom Kind akzeptiert wird. Anfangs bleibt das Kind natürlich kürzer – die Zeit wird dann stetig gesteigert bis hin zum Mittagessen.
Uns ist es wichtig, individuell auf die Bedürfnisse der Kinder und der Eltern einzugehen.
Wer bestimmt dabei das Tempo: Die Erzieher, die Eltern oder das Kind?
Uns ist es wichtig, individuell auf die Bedürfnisse der Kinder und der Eltern einzugehen. Die drei Phasen können daher je nach Kind unterschiedlich lang andauern. Wir haben auch Kennlerntage vor dem Kindergartenjahr eingeführt, bei denen die Kinder die Umgebung und Erzieher kennenlernen können. Den Eltern helfen diese Tage dabei, Vertrauen zu den Erziehern aufzubauen.
Ist eine Eingewöhnungsphase auch mal so richtig gescheitert?
Scheitern ist ein harter Begriff. Natürlich gibt es Kinder, die bei der Trennung weinen. Auch mal länger. Wichtig ist, dass das Vertrauen des Kindes zu den Erziehern so weit vorhanden ist, dass diese das Kind trösten können. Wir hatten auch schon ein Kind, das nach zwei Minuten am Fenster stand und auf die Mama gewartet hat. Aber nach kurzer Zeit war die Phase vorbei und das Kind wollte am letzten Kindergartentag gar nicht mehr weg aus dem Kinderhaus. Manchmal ist einfach Geduld gefragt. Wir Erzieher profitieren dabei von unserer Erfahrung, die den Eltern situativ fehlt.
Wenn das Kind gelernt hat, Mama kommt wieder, geht alles leichter.
Wie sehr unterscheiden sich die Kinder darin, wie sie im Kinderhaus ankommen? Wem fällt das einfacher, wem schwerer?
Man merkt erstens das Alter. Meist fällt es einem 3-jährigen Kind leichter, sich von der Bezugsperson zu trennen, als einem 2-Jährigen. Zweitens merkt man sehr deutlich, ob das Kind zuvor in einer anderen Betreuung war oder nicht. Einem Kind, das zuvor bei einer Tagesmutter war, fällt die Trennung wesentlich leichter, weil es schon gelernt hat, zeitweise ohne die Mama zurechtzukommen. Wenn das Kind gelernt hat, Mama kommt wieder, geht alles leichter.
Als Elternteil will man diesen Prozess natürlich bestmöglich unterstützen. Welche Rolle spielen die Eltern bei der Eingewöhnung?
Eine sehr große! Oft fällt den Eltern die Trennung schwerer als den Kindern. Das Vertrauen zu den Erziehern ist hier der Schlüssel: Eltern vertrauen uns ihr wertvollstes Gut an. Dessen sind wir uns bewusst! Die Eltern müssen bereit sein, das Kind abzugeben. Oftmals ist das Kind bereit sich zu trennen – und dem Elternteil geht dies zu schnell. Das Kind bekommt dann das Gefühl, etwas falsch zu machen. Das kann dazu führen, dass es nicht in den Kindergarten möchte, um Mama nicht weh zu tun.
Bei solchen Problemen hilft: reden und individuell Absprachen treffen! Und wenn die Mutter oder der Vater merkt, das Kind kommt klar – zurückziehen! Die Eingewöhnungszeit sollte übrigens immer komplett von ein und dergleichen Bezugsperson durchgeführt werden.
Durch den Gruppenzusammenhalt helfen die erfahrenen Kinderhauskinder dabei, dass sich die Neuen wohlfühlen.
Das Mettmanner Kinderhaus ist eine eingruppige Einrichtung mit nur gut 20 Kindern. Hilft das kleinere Setting den Kleinsten beim Ankommen?
Definitiv. Die eingruppige Situation ist für die Kinderhauskinder grundsätzlich von Vorteil. Idas spiegelt sich auch in der Eingewöhnung wider: Zum einen sind es maximal sieben Kinder, die zur Eingewöhnung kommen. Zum anderen sind die Räumlichkeiten für die Kinder „überschaubar“: Es gibt nur ein Stockwerk und nur wenige, allesamt offen gestaltete Gruppenräume … alles ist frei zugänglich. Durch den Gruppenzusammenhalt helfen die erfahrenen Kinderhauskinder dabei, dass sich die Neuen wohlfühlen. Und nicht zuletzt können wir als eingruppiges Kinderhaus individuelle Absprachen mit den Eltern treffen, um die Eingewöhnungszeit für alle Beteiligten erfolgreich zu gestalten.
Was hilft Eltern bei akutem Trennungsschmerz?
Ein Kaffee mit dem Freund oder mit der Freundin.
Wir geben Eltern aber auch unsere Telefonnummer, damit sie zur Not anrufen können um nachzufragen, ob alles in Ordnung ist. Das Aushalten können wir allerdings niemandem abnehmen. Das gehört mit zum Lernprozess.
Mit welcher Grundhaltung sollten Eltern die Eingewöhnungszeit am besten angehen?
Das Kind für eine Zeit abgeben zu wollen – damit es sich weiterentwickeln kann, soziale Kontakte knüpft, selbstständig wird, fürs Leben lernt und Spaß hat. Sie bekommen es ja auch wieder.
Liebe Eltern: Sollten Sie sich heute schon Gedanken über die Eingewöhnung ihrer Kleinsten im nächsten Kindergartenjahr machen, besuchen Sie uns am Tag der offenen Tür am 30.10, 15-16:30 Uhr und machen Sie sich selbst ein Bild von der Einrichtung. Vielleicht sind wir genau der richtige Ort für ihre Liebsten.